Schließen

Das neue Konzept der Bosch eMTB Challenge supported by Trek in Riva – ein Erfahrungsbericht!

Riva del Garda Ende April / Anfang Mai – Der Bikemarathon in Riva war bereits schon seit 2009 ein fester Bestandteil meines damaligen Rennkalenders. Der Saisonauftakt am Gardasee mit der dazugehörigen Messe und dem Marathon ist jedes Jahr ein tolles Bikeerlebnis und versprüht eine wahnsinniges Gefühl von Aufbruchstimmung und Vorfreude auf die kommende Bikesaison. Wunderbare Begegnungen und Bekanntschaften ergeben sich jedes Jahr auf dem Festival, da nahezu jeder bei diesem Bikeerlebnis vor Ort zu sein scheint. Im Jahr 2010 habe ich dort meinen Mann Micha kennengelernt, so dass das Bikefestival für uns persönlich noch eine viel größere Bedeutung hat. Seit der Geburt unseres Sohnes 2013 waren wir nicht mehr hier und in diesem Jahr überlegten wir endlich wieder mit dabei zu sein und den Trip mit meinem Womensbikecamp in Latsch zu verbinden. Nachdem wir keine Unterkunft mehr bekommen hatten, da ganz Riva ausgebucht zu sein schien, entschieden wir uns spontan wenigstens einen Tagesausflug von Latsch zu unternehmen, auch um das neue Wettkampfformat „Bosch eMTB Challenge supported by Trek“ unter die Lupe zu nehmen.

E-Mountainbike und Wettkampf – wie passt das zusammen? Das waren meine ersten Gedanken, als ich die Ausschreibung zur Bosch eMTB Challenge in Riva, die am 30.04.2017 stattfinden sollte, gelesen habe. Neugierig überflog ich den Ausschreibungstext:

Auf dem BIKE Festival in Riva del Garda fällt der Startschuss für das neue Rennformat von Bosch eBike Systems: Die Bosch eMTB Challenge supported by Trek greift auf Elemente aus Enduro-, Trail- und Orientierungsrennen zurück, ist allerdings speziell auf das Fahren mit elektrischer Unterstützung ausgelegt. Innerhalb der Challenge müssen die Fahrer mehrere Stages – ein abwechslungsreicher Mix aus Uphill-, Downhill- und Orientierungsstrecken – absolvieren. Spaß und Erlebnis sind dabei garantiert! Die eMTB Challenge ist für unterschiedliche Leistungslevels konzipiert und daher für alle Mountainbike-Sportler geeignet – ob trainierter Profiathlet, radsportinteressierter Hobby-Biker oder outdoorbegeisterter Gelegenheits-Fahrer. Für einen Platz auf dem Treppchen sind nicht nur Kondition und Motorleistung ausschlaggebend, hier sind vor allem Fahrtechnik und Orientierung gefragt. Der vielseitigste eMTB-Fahrer gewinnt.

Mehr als 30 Kilometer und rund 1.000 Höhenmeter warten auf die Teilnehmer der eMTB Challenge. Damit alle Fahrer dank elektrischem Rückendwind ein optimales Flow-Gefühl erleben, gibt es innerhalb der Trails Streckenabschnitte mit unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen: Einsteiger können sich langsam an anspruchsvolle Passagen und schnelle Kurven herantasten, fortgeschrittene Biker können ihre Fahrkünste auf den kürzeren, aber technisch kniffligeren Abschnitten beweisen. Es gibt keine Möglichkeit, vorab Eindrücke von den Stages zu sammeln. Alle Teilnehmer starten „blind“ in die Challenge – vorausschauendes Fahren und spontanes Reagieren auf den Trails ist entscheidend. Die Zeit wird nur auf den einzelnen Stages gewertet, am Ende werden die Einzelfahrten zu einer Gesamtzeit addiert. Die Transfer-Etappen zwischen den Stages werden ohne Zeitmessung nach Karte gefahren, hier steht das gemeinsame Fahrerlebnis im Vordergrund.

Da bei der Ausschreibung der Spaß und die Geschicklichkeit gepaart mit Orientierungssinn im Vordergrund zu stehen schien, traute ich mir eine Teilnahme zu und meldete mich 3 Tage vorher noch an.

Etwas planlos kamen wir Sonntag morgen – ohne Fahrerbriefing-  in Riva an und schafften es gerade noch 30 min vorher zum Startpunkt. Hier herrschte schon reger Andrang bei der Transponderausgabe, die noch etwas unkoordiniert zu laufen schien. Fahrer die als erstes starten sollten mussten sich vordrängeln, um es rechtzeitig zu schaffen. Nach kurzer Zeit wurde dann darum gebeten sich nach Startnummern aufzustellen und dann funktionierte auch die Transponderausgabe besser.

Im Startbereich erhielt man dann auch kurz vor dem Start die Karte auf welcher einzelne Checkpoints und die Stages eingezeichnet waren.

Auf den Transferetappen mussten 10 Checkpoints und 5 bzw. für die Advanced Starter 6 Stages gesucht und gefunden werden. Die Strecke dorthin war nicht eingezeichnet, so dass es schon von Vorteil war Karten lesen zu können. Auch von Vorteil war es, die Region etwas zu kennen und sofort zu sehen, dass sich die meisten Checkpoints entlang der Route über die Ponalestraße hoch zum Ledrosee befinden. Somit musste ich nicht ständig auf die Karte schauen, da klar war, dass man am schnellsten über die Ponalestraße zu den ersten Checkpoints kommen wird.

Immer zu zweit starteten wir im Minutentakt auf die Strecke. Obwohl auf den Transferstrecken keine Zeitnahme lief, traten alle ganz schön in die Pedale.

Schwierig an der Streckenführung war dann doch der Abschnitt hoch wie runter über die Ponalestraße. Denn die habe ich noch nie so voll gesehen wie an diesem Sonntag. Von Kinderwagen, Familien, Bikern, Wanderer war alles dabei und das Slalomfahren war nicht ganz so ungefährlich. Ich hörte schon beim hoch fahren den ein oder anderen wieder über uns EBiker schimpfen und ein Biker hielt hinter dem Rücken meines Mitfahrers den Daumen nach unten heraus. Hier würde ich mir im nächsten Jahr wünschen, die Route in etwas abgelegenere Regionen zu führen, denn gerade die sind ja mit einem E-MTB leichter erreichbar.

Schnell fand sich eine nette Gruppe von ca. 6-8 Teilnehmern zusammen und wir suchten gemeinsam die Checkpoints und die ersten Verpflegungsstationen.

Es entstanden nette Gespräche und ich entdeckte auch Lisa Breckner, die auch in diesem Jahr für Cube wieder am Womenscamp teilnehmen wird. Ich nutzte also die Chance, um nochmals nach den von ihr empfohlenen Unterstützungsstufen für die Uphillstages zu fragen und war froh über jeden Ratschlag.

Innerhalb der Stages wurde die Zeit genommen, hier kam also doch noch gewohntes Rennfeeling auf. Die erste Stage war gleich eine Uphillstrecke die es in sich hatte. Es war so steil mit teilweise sehr holprigen Steinstücken, so dass wir unten schon immer die Strafpfiffe unserer Vorfahrer hörten wenn in der No-Feet-Zone es wieder jemand nicht geschafft hatte den Fuß auf dem Pedal zu lassen. Als ich an der Reihe war kämpfte ich mich ebenfalls so weit wie möglich hoch, musste dann aber aufgrund der länge der Strecke und einzelnen sehr holprigen Passagen dann doch auch den Fuß runter nehmen. Mein Puls zählte da dann auch 192 Schläge, also wer sagt E-MTB sei kein Sport, der hat keine Ahnung. Pro Absetzen des Fußes auf den Boden innerhalb einer No-Feet-Zone, bekam man eine 10 Sekunden lange Zeitstrafe.

Auch die kurz darauf folgende 2. Downhillstage hatte es in sich und mich hat dann doch kurz der Ausschreibungstext gewundert, der die Challenge auch für outdoorbegeisterte Gelegenheitsfahrer bezeichnet hat. Der Trail war sehr schmal und anspruchsvoll aber eigentlich kein Problem für erfahrene Biker, bis auf einzelne Stellen die stark ausgewaschen, steil und mit einer tiefen Rinne versehen war. Hier fuhr ich an einer schiebenden Advanced Fahrerin vorbei, die zum ersten Mal auf einem E-MTB unterwegs war, die kopfschüttelnd überlegte, wie dann wohl die noch kommende Advanced Strecke noch werden wird. Auch ich musste ein kurzes Stück weiter in einem kleineren Abschnitt schieben. Für mich waren die Trails echt in Ordnung aber ich würde die Challenge so nicht für Anfänger oder Jedermänner ausschreiben.

Bei der 3. Stage musste man, nach der Verpflegungsstation, wieder einen steilen Uphill in einem Wiesenstück absolvieren und oben noch einen in die Wiese eingebauten Baumstamm überqueren. Ganz schön Respekt hatten alle Fahrer hier im Vorfeld, da hier bei der Verpflegung dann auch noch alle Fahrer von unten zuschauen konnten, ob man die Passage schafft oder schieben muss. Gerätselt und „gefachsimpelt“ wurde während des Essens auch, welches wohl die beste Unterstützungsstufe sein würde, um kein Durchdrehen der Reifen zu riskieren und trotzdem genug Power zu haben, um hoch zu kommen. Diese Passage machte eigentlich am meisten Spaß, da alle jubelten und anfeuerten und ich völlig froh war das erste Stück, entgegen meiner Befürchtung, erfolgreich gemeistert zu haben. Kurz darauf kam jedoch eine Spitzkehre nach der anderen und hier schaffte ich es oft auch nicht ohne Fußabsetzen. Wer hätte gedacht dass Spitzkehren nach oben noch viel schwerer sind als nach unten.

Da ich nicht Advanced gemeldet hatte konnte ich die 4. Stage auslassen und direkt weiter zur 5. und 6. Downhillstage. Die Trails waren dann echt spaßig und ich entschied mich hier für die mittelschwere Variante, die dann aber auch echt zumindest für mich sehr anspruchsvoll war. Der Weg zum letzten Checkpoint war dann am direktesten über die alte Römerstraße die dann auch ziemlich holprig wieder runter bis zur Ponalestraße führt. Auf den letzten Stages begleiteten mich 2 nette Mitstreiter und wir machten dann auf der Abfahrt runter nach Riva noch ein Abschiedsbild. Dass auf den Transferstrecken zwischen den Checkpoints keine Zeitnahme erfolgte, entspannte die ganze Challenge und schaffte Raum für Fotos oder eben auch nette Gespräche.

Im Zielbereich angekommen war ich froh meine erste Challenge erfolgreich nach ca. 3:45 h beendet zu haben. Lange warten mussten wir auf die Ergebnisse, die erst im Rahmen der Siegerehrung bekannt gegeben wurden. Und die Krönung dieses tollen Tages war dann mein 3. Platz. Und Lisa gewann die Advanced Wertung. Besser hätte es also nicht laufen können. Ein schöner Abschluss waren dann bei der Siegerehrung noch die Worte vom Nebentisch, von José Hermida, wie er auf Englisch fassungslos sagte: „(…) mein Puls war über 175 – mein Puls – das gibt es doch gar nicht (…).“

Mein Fazit:

Es geht bei dem neuen Bosch eMTB Format nicht nur um den Wettkampfgedanken eines Marathons –  einzig als erster im Ziel zu sein – sondern derjenige mit den technisch besten Skills im Up-wie auch Downhill und mit dem besten Orientierungssinn gewinnt. Es hat super viel Spaß gemacht, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und die Strecke zu bewältigen. Alles in allem bietet das neue Konzept also nicht nur einen Wettkampf um Zeit und technische Skills, sondern stellt auch noch eine Mischung aus Wettkampf aber auch Tourerlebnis dar.

Hinterher weiß man dann auch noch gleich, ob man über einen guten Orientierungssinn, als auch über eine gute Bikebeherrschung im Down- als auch im Uphill verfügt. Irgendwie ist es also auch ein Wettkampf gegen bzw. mit sich selber, was ich absolut super finde. Grundsätzlich finde ich die Mischung wirklich grandios und zumindest ich weiß jetzt auch, wo ich mit einem speziellen Fahrtechniktraining für E-MTB meine Skills noch weiter verbessern kann.

Einzelne Verbesserungsvorschläge für die Challenge konkret in Riva, die sicher auch bereits von den Organisatoren überlegt werden:

  • Ich würde die Strecke gerade in Riva nicht über die Haupttrassen (Ponalestraße, Marktplatz) der Festivalbesucher / Urlauber führen, das trägt nicht gerade zur Akzeptanz und zur Sicherheit bei.
  • Die Transponderausgabe sollte besser organisiert werden und auch vielleicht nicht direkt vor den Start gelegt werden.
  • Bei einzelnen Stages wäre es schön wenn Zuschauer da sein könnten, da das doch auch das Wettkampfgefühl erhöht. Das ist gut gelungen bei der Stage 3 – auch wenn da die Zuschauer die Teilnehmer waren.
  • Der Checkpoint 9 war an einer Kartenposition eingezeichnet, wo er tatsächlich nicht war. Keiner konnte ihn auffinden. Das sollte bei der Streckenauswahl nicht passieren.
  • Für Anfänger sollten die Trails dann auch lediglich flowig sein, oder es sollte eben die Ausschreibung geändert werden, so dass sich fortgeschrittene Biker angesprochen fühlen.
  • Auch alle Ebiker hätten sich über Sportograf Bilder auf der Strecke als Erinnerung gefreut. Vielleicht könnte das nächstes Mal auch bei diesem Event ermöglicht werden.

Und wenn Euch der Beitrag gefallen hat, freue ich mich sehr, wenn Ihr meiner Facebookseite https://www.facebook.com/MythosEbikeblog/  ein Like schenkt.