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Mountainbike Womenscamp 2017 in Latsch und mein neues Mantra „nass ist wie trocken“

Und schon wieder ist es vorbei und es war wieder absolut klasse. Zum 4. Mal war ich nun in Folge Teilnehmerin beim Mountainbike Womenscamp in Latsch Anfang Mai vom 04-07.05.2017. Und in diesem Jahr erlebte ich zum ersten Mal, dass auch Latsch nicht nur Sonnentage zu bieten hat und was es bedeutet, hier auf nassen Trails unterwegs zu sein.

Als ich vor 4 Jahren meine erste Teilnahme gewonnen hatte, wusste ich nicht, dass mich das Konzept von Womenscamps wirklich überzeugen könnte, da ich bis dahin vor allem mit Männern unterwegs war.

Ich fragte mich also, weshalb ist es nötig, ein Camp nur für Frauen anzubieten?

Schon im ersten Jahr überzeugte mich das Konzept jedoch komplett und ich hätte nie gedacht, welch positive Gruppendynamik und Verständnis, Spaß und Freude füreinander sich auf den Trails entwickelt. Die Camps haben sicher auch einiges dazu beigetragen, dass ich mich fahrtechnisch viel stärker verbessert habe, als ich es mir je erhofft hätte.

Dieses Jahr war ich vor allem auch gespannt, wieviel Spaß ich wohl auf meinem Giant Reign 0 haben werde, das ich zugegebenermaßen seit unserem E-MTB Zuwachs an Weihnachten etwas vernachlässigt hatte.

Das Programm des Mountainbike Womenscamp ist nahezu jedes Jahr gleich. Die Begrüßung und die Ausgabe der „Goodie Bags“ war am Donnerstag um 14 Uhr. Danach hatten wir noch Zeit, bei Interesse, Testmaterial auszuleihen. Parallel zu den Tagestouren gab es die Möglichkeit Abends noch zu einer Sundowner-Ebike-Tour auf Cube-E-Bikes zu starten oder auch an einem Nightride mit Testlampen von Juvelo teilzunehmen. Außerdem konnten z.B Rucksäcke von Deuter, BHs von Anita, Schuhe von Five-Ten oder auch Bikes von Liv oder Cube geliehen und am Folgetag getestet werden. Auch wurden Workshops zu unterschiedlichen Themen veranstaltet und Samstagabend fand ein gemeinsamer Abschlussabend im Bierkeller statt.

Anschließend teilten wir uns selbst in einzelne Erfahrungsgruppen für die kommenden Touren ein. Auch in diesem Jahr reihte ich mich wieder mit einem mulmigen Gefühl in die Gruppe des MTB-Level 5 Cracks „Ich fahre fast alles! Jetzt bin ich bereit für den Feinschliff: Perfektionierung, in Technik, Souveränität und Eleganz.“ ein und wurde wieder von gut gelaunten, lustigen und vor allem begabten Teilnehmerinnen begleitet.

Im ersten Jahr traute ich mich das noch nicht am ersten Tag und musste dann am nächsten Tag das Leistungslevel hoch wechseln. Meine Erfahrung zeigt, dass vor allem Frauen erstmal lieber „tiefstapeln“, um dann eventuell später eine Gruppe höher zu wechseln, als sich im Vorfeld zu überschätzen und damit die Gruppe womöglich aufzuhalten. Auch in diesem Jahr bekamen wir also am zweiten Tag Nachwuchs von Gruppe 4 – und am Ende führte die liebe Steffi unsere Gruppe fast noch an ;-).

Es ist nicht wirklich so, dass ich fast alles fahre, ich versuche jedoch meine Grenzen immer wieder auszuweiten und mutig an neue Passagen ran zu gehen. Ich glaube aus diesem Grund passte bisher dieses Level immer ganz gut. Die liebe Svenja hier auf dem Bild (links) mit mir zu sehen ist ebenfalls „Camp-Wiederholungstäterin“ genau wie Gabi, so dass wir uns riesig gefreut haben wieder gemeinsam die Trails um Latsch unsicher zu machen.

Leider regnete es in diesem Jahr gleich am ersten Tag, es war kühl und der Wetterbericht versprach für den nächsten Tag Sonnenschein, so dass wir schon nach einer Stunde beschlossen wieder zum Campgelände zurück zu fahren. Schnell stellte sich heraus, dass die Gruppe auf den Trails sehr gut harmonierte und wir reihten uns je nach Geschwindigkeit hintereinander ein.

Am Freitag begannen wir die Tagestour mit einem eher leichteren Trail und wurden zum „Propain“ hoch geshuttelt. Für den Anfang – auch um sich an die Region zu gewöhnen, macht der Propain riesig Spaß – vor allem im oberen Teil. Es wechselten sich flowige Passagen mit einzelnen Kehren ab und es kamen immer wieder auch etwas kniffligere aber nicht zu schwere Stellen. Ganz im unteren Teil wurde es dann etwas „rumpeliger“.

In Schlanders haben wir dann leckere Hirtenmakkeroni im Hotel Maria Theresia gegessen und wurden anschließend zum Einstieg des Holy Hansen geshuttelt. Auch der Holy Hansen machte viel Spaß auch wenn man hier merkt, dass er Regen und die damit verbundene Trailpflege bitter nötig hat.

Nach dem Holy Hansen sollte man unbedingt nochmals einige Höhenmeter nach oben pedalieren zum Einsteig eines für mich neuen Trails dem „Aigen“-Trail, den ich total schön finde weil er sehr natürlich geblieben ist und auch einige kleinere Gegenanstiege hat. Anschließend kann man nochmal ein Stück weiter hoch zum Bierkellertrail und kommt so nahezu auf einem regelrechten Trailfeuerwerk zurück nach Latsch.

Wunderschön war also der erste Tag des Womenscamps und wir erlebten Latsch von seiner schönen frühsommerlichen Seite.

Nachdem ich mich im Womenscamp in Latsch im vorigen Jahr bereits Abends noch zu einer Sunset-Ebike-Tour angemeldet hatte – einfach um einmal selbst zu erleben, was an dem bis dahin für mich noch völlig unverständlichen Hype von E-MTBs dran sein soll – war es selbstverständlich, dass ich auch in diesem Jahr nochmals im Sonnenuntergang das bezaubernde Latsch erleben wollte.

Dieses Mal fuhr ich mit meinem eigenen Mondraker Ecrafty mit, da alle EBikes von Cube in kurzer Zeit an weitere Teilnehmerinnen vergeben waren. Die Tour war wieder ein voller Erfolg – auch in Sachen Fahrtechnik mit dem E-MTB. Unser Guide Greta Weithaler versteht es einen zu motivieren – aber auch herauszufordern und versprüht einfach immer gute Laune. Eine Teilnehmerin sagte unterwegs: „Also ich muss schon sagen, ich war bisher immer eine totale E-Bike Gegnerin, aber jetzt verstehe ich warum so viele dem Trend folgen – es macht einfach unglaublich viel Spaß und kann auch anstrengend sein.“

Greta zeigte uns außerdem, was mit dem Ebike auch an wurzeligen Uphill-Passagen unbedingt mitgenommen werden sollte.

Eine weitere Herausforderung war ein Uphill mit einem Steilstich und an der oberen Kante eine recht hohe Wurzel. Leider habe ich diese Passage nicht geschafft, aber Greta demonstrierte gekonnt, wie so etwas zu meistern ist.

Jeder der die Chance hat im Sonnenuntergang einmal hoch zur Burg Montani zu fahren oder zu den Annaberger Böden, sollte diese Chance unbedingt nutzen. Das Licht ist einfach unglaublich schön.

Am Samstag „shuttelten“ wir dann zu einer für mich noch völlig unbekannten Tour – die „Kortscher Sonnenberg“ Tour. Die letzten 450-500 Höhenmeter pedalierten wir auf einer sehr steilen Asphaltstraße nach oben zum Traileinstieg.

Entweder weil der Tag davor erst gegen 20 Uhr für mich nach dem Sunset-Ride endete oder einfach weil der Trail im oberen Stück sehr steil und mit einer verblockten Spitzkehre war, machten das obere Trailstück für mich zu einer echten mentalen Herausforderung. Im weiteren Verlauf wurde der Trail dann aber zunehmend flowig und wir kamen wieder gegen 14 Uhr unten zur Mittagsrast in Schlanders  an.

Leider fing es dann auch an zu regnen und kühler zu werden, so dass wir uns entschieden gegen 15 Uhr nochmals zum Monte Sole Trail hoch zu shutteln und den Tschilli Trail dieses Jahr auszulassen aufgrund der nassen Felsen.

Ja und was soll ich sagen – hier war sie wieder meine Angst vor rutschigen nassen Steinen oder Wurzeln. Kurz nach dem Start wurde ich in unserer Gruppe auf meinen Wunsch hin immer weiter nach hinten durchgereicht. Manchmal ist es bei mir wie eine Blockade im Kopf die sagt: „Achtung auf rutschigem Untergrund kannst du es nicht mehr kontrollieren.“

Antje Kramer ging als Frau mit viel Verständnis auf uns ein und erzählte uns bereits im Shuttle, dass sie ebenfalls während ihrer aktiven Zeit vor allem mit den nassen Strecken zu kämpfen hatte, da sich da bei ihr die meisten Stürze und Verletzungen ereigneten. Tröstende Worte für uns und ich fühlte mich verstanden und mein Frust wich etwas. Sie gab uns den Rat uns laut auf dem Trail vorher zu sagen: „Nass ist wie trocken, Nass ist wie trocken…“.

Auch unser Guide Martin Pirhofer – die Mountainbikeseele des kleinen Top Bikespots Latsch und Chef vom Hotel Jagdhof – gab mir gute Ratschläge und bemerkte, dass ich im nassen wieder alte Fehler mache, indem ich nur noch nasse Wurzeln und Steine anschaue, anstelle den Blick weit voraus zu richten.

Alles hilfreiche Tipps und irgendwann wurde mir bewusst, dass ich es schaffe diese zu beherzigen und auch die Worte „Nass ist wie trocken“ wurden so etwas wie mein neues Mantra und es wirkte tatsächlich – also Hypothalamus speicher das endlich ab, damit ich künftig genau so gut im Nassen fahren kann wie im Trockenen ;-).

Lachend beendeten wir die Tour, als uns dann unten auf der Hängebrücke angekommen Einradfahrer folgten – und ich mir dann doch etwas dämlich vor kam mit zwei Rädern Angst vor dem ausrutschen zu haben. Natürlich aplaudierten wir dem Radclub Naturns für eine grandiose Leistung und erfuhren, dass teilweise WM-Teilnehmer in der Gruppe dabei seien.

Leider mussten wir bereits am Samstagabend abreisen, da mein kleiner Sohn sich stark erkältet hatte, ich habe mir aber sagen lassen, dass der Abschlussabend im Bierkeller und die Vormittagstour am Sonntag auf dem Roadbrunntrail nochmal ein voller Erfolg waren.

In diesem Jahr waren auf dem Testival leider gefühlt weniger Aussteller als die letzten Jahre da, so dass einige Teilnehmerinen nicht alle Bikes testen konnten, die sie wollten, aber alles in allem war es wieder ein gelungenes Camp.

Es sind tolle Freundschaften entstanden, wir hatten mords Spaß und Gabi unsere Südtiroler Teilnehmerin schafft es dann doch auch jedes Jahr den Teilnehmern das „Juchzen“ beizubringen.

Festzuhalten bleibt, dass ich mich teilweise auf meinem Giant Reign 0 unsicherer gefühlt habe wie in den letzten Wochen auf meiner „Mondrakete“. Ob es an den plus Reifen, den 27,5 Zoll oder eben dem schwerern Gewicht des Ecrafty liegt, so dass es satter auf dem Trail liegt, kann ich momentan nicht sagen. Auf flowigen Abschnitten war das Reign auf jedenfall spielerischer und ließ sich auch deutlich besser bremsen. Da wir hauptsächlich geshuttled sind, war ein Ebike auch nicht unbedingt nötig.

Mein Fazit nach dem Urlaub in Latsch bleibt jedoch, dass es mir mehr Spaß gemacht hat an den Tagen vor dem Womenscamp mit dem E-MTB zu Traileinstiegen hochzukurbeln als im Shuttle zu sitzen. Auf dem Trail selbst gab mir das Mehrgewicht meines ECrafty eher mehr Sicherheit, auch wenn es manchmal anstrengender zu Fahren ist.

In der Region in Latsch wurde wohl bereits erkannt, dass zu viel Shuttlefahrten nicht die Zukunft sein können. Der Trailverschleiß und die Anwohnerbelastung drängen zu neuen Ideen. Mit Neugier und Offenheit wird daher wohl die Entwicklung bzw. Verlagerung von MTB zu EMTB Fahrern verfolgt. Ich bin also gespannt wohin die Reise in Latsch touristisch in den nächsten Jahren gehen wird und wir kommen sicher wieder.

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2 Gedanken zu “Mountainbike Womenscamp 2017 in Latsch und mein neues Mantra „nass ist wie trocken“

  1. Jani das ist wieder ein toller Bericht, einfach und ehrlich von der Seele geschrieben. Das Fazit am Schluss über das führ und wieder darf natürlich nicht fehlen. Wie Du schon in Riva gesagt hat …. wow ich habe einen Puls von 180 gehabt … mit dem E-Bike …. stellt dir das mal vor. Jeder der sagt E-Bike fahren sei kein Sport, redet wie ein Blinder von bunten Farben.

    1. Danke Pit für Dein Feedback über das ich mich sehr gefreut habe. Ich gebe Dir zu 100% recht, jeder der sagt E-Bike fahren ist nicht anstrengend und daher kein Sport, sollte es zumindest vorher einmal probiert haben 😉

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