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Liv Intrigue E+ eMTB

Ein E-Bike, na das ist ja kein Kunstwerk damit den Berg hoch zu fahren – Vorurteile

Ist ein E-Bike wirklich ein Sportgerät oder fährt das von ganz alleine den Berg hinauf?

Ja Ihr Lieben, jetzt muss ich Euch doch von meiner heutigen E-Bike Ausfahrt kurz erzählen, denn irgendwie begegnen einem immer wieder solche Kommentare wie:

Ein E-Bike, na das ist ja kein Kunstwerk damit den Berg hoch zu fahren!

In den letzten Wochen bin ich sehr wenig zum Sport machen gekommen, da ich selber krank war und auch Nino von der einen zur nächsten Erkältung strudelte. Daher habe ich heute spontan entschieden, das Auto nochmal stehen zu lassen, um zu meinem Pferd zu fahren und lieber das eMTB zu wählen.

Zu verlockend war die Aussicht auf das wundervolle Herbstlicht, die Sonne und das Surfen auf unendlich vielen Blättern, die meine Lieblingstrails zur Zeit bedecken.eMTB

Mit dem Auto benötige ich für die Strecke ungefähr 20 min und mit dem eMTB, in der höchsten Unterstützungsstufe, auf den feinsten Trails, etwa 45-50 min für einen Weg. Ingesamt sind das dann 33,6 km und 773 Höhenmeter mit einem sehr hohen Trailanteil, für die ich ca. 1 h und 35 min Fahrtzeit brauche. In diesem Jahr habe ich das daher ziemlich oft gemacht und das eMTB hat mir die Hin- wie Rückfahrt absolut versüßt.

Meistens fahre ich mit einem Knopf im Ohr, höre leise meine Lieblingsmusik und singe doch auch des Öfteren mit.

Also wenn Ihr mal zufällig am Wegrand sitzt und eine singende Bikerin an Euch vorbei düst, habt Ihr gute Chancen das ich das bin!

Für mich ist das eine besondere Art des Stressabbaus. Ich verbinde meinen Ausdauersport mit guter Musik und durch das mitsingen, gepaart mit den feinsten Trails, breitet sich zumindest für eine gewisse Zeit ein fettes Grinsen sowie gute Laune aus – egal wie stressig und negativ mein Alltag gerade sein mag.

Wenn ich also aufs Bike sitze und im Stall auch noch mit einer Freundin verabredet bin, habe ich meistens nicht viel Zeit, so dass ich bergauf ziemlich Gas gebe bzw. immer so fahre, dass sich mein Puls zwischen 150-160 Schlägen bewegt. Auch heute bog ich auf die gewohnte Forststraße auf, pedalierte fleißig und kam doch auch ziemlich ins Schwitzen.

Vorurteil von einem Wanderer gegenüber E-Bikern

Am steilsten Stück spickelte ich auf meinen Garmin und mein Puls lag bei etwa 164 Schläge, so dass ich etwas Geschwindigkeit raus nahm, auch da ich Wanderer vor mir sah. Freundlich grüßte und passierte ich etwas langsamer die drei älteren Wanderer, bis mir plötzlich ein Wanderer schallend hinterherrief:

Ein E-Bike, na das ist ja kein Kunstwerk damit den Berg hoch zu fahren!

Spontan rief ich zurück:

Erstmal selber ein E-Bike probieren, dann können wir weiter reden.

Natürlich habe ich inzwischen eigentlich eine dicke Haut bezüglich solcher Kommentare, trotzdem musste ich darüber nachdenken, weshalb jetzt jemand solch einen Spruch hinterher rufen muss? Was ist der Anlass, mir meine Freude ein klein wenig zu trüben?

Schließlich urteile ich auch nicht darüber, wenn jemand mit zwei Stöcken langsam auf einem Forstweg wandert. Ich könnte ja z.B. auch hinterherrufen:

Was hat das noch mit Wandern zu tun…!

Aber wenn die drei doch ihren Spaß daran haben, auf Forstwegen und nicht auf Wanderwegen unterwegs zu sein, dann freue ich mich doch eher mit ihnen, als ihnen den Spaß zu vermiesen? Niemals würde mir so etwas in den Sinn kommen!

Wieso also müssen einige Menschen in Schubladen denken? Was hat es ihm jetzt gebracht mir so etwas hinterher zu rufen?

Ich messe mich doch nicht mit anderen Outdoor Menschen, sondern freue mich an meinem Sport und der schönen Zeit, die ich draußen in der Natur verbringen kann?

Im Gegenteil ich grüße immer sehr freundlich, fange oft auch Gespräche an oder tausche mich fröhlich darüber aus, dass das tolle Wetter heute wirklich jeden aus dem Haus treibt.

Das schöne ist aber, dass die meisten Outdoor-Sportler das genauso sehen wie ich. Sehr sehr selten habe ich solche Begegnungen oder Kommentare und mit jedem Jahr wird das besser. Immer mehr Wanderer fahren auch E-Bike und immer mehr E-Biker wandern auch. Es gibt nicht mehr das eine oder das andere sondern es gibt sehr viel mehr. Und was uns alle verbindet ist der Grund weshalb wir alle nach draußen zum sporteln gehen: das Naturerlebnis an der frischen Luft.

Das E-Bike ist für mich ein Sportgerät wie mein Mountainbike auch

Dass E-Biken nicht anstrengend sein soll, kann ich sachlich auch absolut nicht nachvollziehen. Was stimmt ist, dass man die Wahl hat auf dem E-Bike unabhängig von der Topografie, wie sportlich man fahren möchte. Gerade das ist eine feine Sache.

Ich hatte am Ende einen Durchschnittspuls von 143 was nicht total hoch ist, aber für eine erste Ausfahrt nach einer Erkältung absolut ausreichend. Also ich zumindest, war sehr happy damit 😉

Gerade die flexible Auswahl der Unterstützungsstufen je nach Bedarf und dem derzeitigen Wohlbefinden anpassen zu können, ermöglicht ein vielseitigeres Training als zu Anfang gedacht. Egal ob nach einer Erkältung oder bei einem gezielten Training nach Trainingsplan habe ich heute die Möglichkeit nach Lust und Laune überall hin fahren zu können und meine Fahrintensität beliebig einstellen zu können.

Die Tourauswahl und die darin enthaltenden Höhenmeter bestimmen sich nicht mehr nach meinem jeweiligen Fitnesszustand, sondern nach der Akkukapazität und der eingestellten Unterstützungsstufe. Das schafft sehr viel mehr Freiheit und so erlebe ich auch meine Bikeumgebung auf dem E-Bike gänzlich neu. Mein Tourenradius hat sich stark vergrößert und ich vermeide flache Passagen, indem ich immer nochmals den Berg hinauf wähle, um am Ende einen Trail einbauen zu können.

Liv Intrigue E+ E-Bike

Natürlich ist es auch eine tolle Sache, dass ich heute nicht mehr kneifen muss, falls mich konditionell stärkere Mountainbiker fragen, ob ich Lust habe eine Runde mit Ihnen zu drehen. Früher auf dem Mountainbike habe ich mich öfters dabei ertappt, dass ich so eine Frage abgelehnt habe, da ich wusste jedesmal mit einem knallroten Kopf hinterher zu hecheln ist nicht gerade gesund und spaßig.

Der Ausgleich der Leistungsunterschiede zwischen Mann und Frau aber auch zwischen starken und weniger starken Fahrerrinnen lässt mich heute mit sehr viel mehr Spaß in unterschiedlichsten Gruppen mitfahren. Ein E-Bike stärkt also das Gemeinschaftsgefühl. Was ich auch sehr schön finde ist, dass die Vorurteile gegen E-Mountainbiker in den letzten Jahren stark abgenommen haben. Mit dem weiteren rapiden Anstieg der Verkaufszahlen nehmen aus meinem Gefühl auch die Vorurteile unter den Radlern ab. Inzwischen haben sehr sehr viele Mountainbiker auch als Zweit- oder Drittrad ein E-Mountainbike im Keller und die Diskussionen sowie Vorurteile, die es am Anfang meines Blogs auch untereinander gab erlebe ich quasi nicht mehr.

Dass ein E-Bike aber auch ein Sportgerät ist, ist für mich schon eine wichtige Sache, da wir früher Marathons und Etappenrennen gefahren sind und ich daher schon immer auch mein Pulsbereich und mein Trainingspensum im Auge habe. Natürlich geht es mir trotzdem vor alle darum die Natur und die Landschaft genießen zu können. Aber gerade wenn ich mich nicht so fit fühle habe ich trotzdem Lust auf den ein oder anderen Trail. Die sind bei mir zu Hause aber meistens nur durch steilere Auffahrten zu erreichen und genau da hilft mir das E-Bike enorm.

Ein E-Bike ist damit für mich nicht nur ein grandioses Sportgerät, sondern bietet auch noch neben Genusserlebnis sehr viel Fahrspaß.

Weshalb Respekt, rücksichtsvolles Verhalten und Toleranz so wichtig sind

Rückblickend muss ich fairerweise sagen, hatte ich heute zu 99% sehr positive Begegnungen, mit Joggern, vielen Wanderern auf Trails, Hundebesitzer, Mountainbikern und alle waren durchweg nett. Ich hatte sogar das Gefühl, alle freuten sich genau wie ich, dass es auch freundliche Begegnungen im Wald gibt.

Der Schlüssel zu positiven Begegnungen ist vor allem unser rücksichtsvolles Verhalten. Wer durch frühzeitiges Klingeln oder Rufen auf sich aufmerksam macht, der erschreckt Wanderer sehr viel weniger. Auch sollte jeder von uns das Tempo stark reduzieren, wenn er an Fußgängern vorbei fahren will, denn keiner weiß wirklich, wann ein Kind oder auch ein Erwachsener mal einen Schritt zur Seite macht. Gerade bei Joggern erlebe ich es auch häufig, dass sie Musik hören und einen sehr viel später wahrnehmen. Daher heißt es für unsere und auch die Sicherheit der anderen wachsam und rücksichtsvoll zu sein, um Unfälle zu vermeiden. Und ganz ehrlich gerade mit dem E-Bike macht es ja wirklich nichts aus auch mal für einen kurzen Moment das Tempo raus zu nehmen, da wir ja ohne Probleme auch wieder beschleunigen können.

Wer so wie ich schon seit vielen Jahren Mountainbike fährt (ich fahre seit 2006) der weiß wie wichtig es ist, dass wir uns draußen extrem positiv verhalten. Das groteske bei Menschen nämlich ist, dass uns nicht die 99% der guten Begegnungen im Gedächtnis bleiben, sondern oftmals sich die eine negative Begegnungen in unser Hirn einbrennt und ein unberechtigtes Vorurteil für eine ganze Breitensportgruppe schafft.

Diesen Beitrag schreibe ich also nicht, da ich mich immer noch über den Wanderer aufrege, sondern als kleinen Appell an uns alle, nicht in Schubladen zu denken, sondern allen Outdoor Menschen mit Respekt, Toleranz und Freundlichkeit zu begegnen. Das macht deutlich mehr Spaß und ist gleichzeitig gut für die Seele.

Schön finde ich, dass ich in den letzten Monaten immer weniger komische oder negative Erlebnisse im Wald gehabt habe, ich eher sogar schon das Gefühl hatte: E-Biker werden immer mehr als legitime Outdoor Sportler akzeptiert. DAS freut mich sehr!

Wie seht Ihr das? Hat sich aus Euer Sicht bereits die Lage im Wald zum Positiven hin verändert und was habt Ihr denn am Wochenende so gemacht und erlebt? Schreibt mir das doch bitte mal in die Kommentare 😉

In diesem Sinne habt noch nen schönen Sonntagabend und nen genialen Wochenstart.

Ganz arg Liebe Grüße,

Jani

PS: Meine letzte komische Begegnung war tatsächlich die, die ich in Stuttgart hatte, wer das nochmal lesen mag, kann das hier tun: Biken in und um Stuttgart – Warum mein Zuhause eine wahre Trailhauptstadt ist und keiner darüber spricht! 

6 Gedanken zu “Ein E-Bike, na das ist ja kein Kunstwerk damit den Berg hoch zu fahren – Vorurteile

  1. Wieder mal ganz toll geschrieben Jani.
    Also wenn ich allein, oder mit Freunden unterwegs war, gab es noch keine dummen Sprüche, bezüglich meines/unserer Pedelecs. Da kommt schon mal, „oh mit Motor“ oder ähnlich, dass war es aber auch schon. Selbst auf dem Alpencross kam nichts, selbst nicht von den manchmal ach so tollen Bio Bikern.
    Gruss Guenni

    1. Hallo Guenni,
      das ist ja super, wenn es bei Dir bisher harmonisch zu ging. Bei mir war das hier am Anfang echt übel. Das war ja auch erst der Grund dafür, dass ich den Blog gestartet habe, auch um zu zeigen, dass ich trotzdem noch Mountainbikerin bin. Inzwischen hat sich die Lage deutlich entspannt und die negativen Vorurteile sind absolut selten geworden! Das freut mich total! Liebe Grüße zurück, Jani!

  2. wieder toll geschrieben!
    Ich erkläre auch nicht mehr, warum ich E-MTB fahre – manchmal entfährt mir noch ein Kommentar wie „schon mal selber E-MTB gefahren?“
    Hatte am Donnerstag früher Feierabend gemacht, um das tolle Wetter für eine Tour zu nutzen. In einer Unterführung, bei der ich immer die Treppe hoch fahre, hab ich vier Mitarbeiter der Bahn / Stadt getroffen, die dort „aufgeräumt hatten“ und statt mal wieder Contra E-MTB kam eine tolle Unterhaltung pro E-MTB zustanden. Angefangen von „geiles Bike – würde mir auch gefallen“ über die Diskussion, welcher Motor wohl der beste sei, die Preise und die Möglichkeit Jobrad zu nutzen. Hat mir auch gezeigt, dass es auch anders geht 😉

    Grüße
    Klaus

    1. Danke Dir Klaus. Ich freu mich, wenn Dir der Beitrag gefallen hat! Schön, dass Du wie ich auch inzwischen auch sehr positive Begegnungen hast. Heute z.B. habe ich eine Freundin getroffen die noch nie auf einem eMTB saß – mitten auf dem Trail. Sie hat dann nachdem wir kurz gequatscht haben gefragt, ob sie auch mal drauf sitzen dürfe wegen der Größe. Ich hab sie natürlich gleich den Trail rauf geschickt und sie kam breit grinsend zurück! ich merke deutlich, dass es besser wird. Schön wenn Du das auch so empfindest! Liebe Grüße zurück, Jani!

  3. Ahoi,

    zunächst mal würde ich mit darüber keine Gedanken machen. Du schreibst ja auch, dass Du inzwischen ein dickes Fell gewonnen hast. Meine Erfahrung ist, dass meine Empfindung wie etwas ankommt mit der Intention des Rufenden oft gar nichts zu tun hat.
    Mein Pedelec ist allerdings auch ein Cargo, da fährt der Hund oft mit und der lenkt durch seine Anwesenheit vom Motor ab. 🙂

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